Eine letzte Fahrt 11FREUNDE

Megan Rapinoe schreckt vor nichts zurück, nicht einmal vor dem Präsidenten der Vereinigten Staaten. Während der Frauen-WM 2019 erklärte sie öffentlich, im Falle des Titelgewinns nicht „ins fucking Weiße Haus“ zu gehen und hetzte damit Donald Trump auf sich. Daraufhin hofften 2021 viele ihrer Anhänger und Anhängerinnen, Rapinoe würde an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen und als Kandidatin gegen Trump antreten. Tat sie nicht. Doch ähnlich wie Trump polarisiert sie immer wieder mit ihren politischen Aussagen und Aktionen. Der Unterschied: Rapinoe setzt sich für LGBTQ+-Rechte und andere soziale Themen ein und das oftmals als Vorreiterin im Fußball.
2012 outete sich Rapinoe als eine der ersten Fußballspielerinnen als homosexuell. „Wenn man sich als Sportpromi outet, tut man das sicher nicht in erster Linie für sich selbst, sondern für andere“, schreibt sie in ihrer Autobiografie One Life. „Solange sich nicht alle problemlos outen können, kann niemand ‚einfach’ nur sein Leben leben. Und je mehr Leute sich outen, desto brüchiger werden die Vorurteile“. Es blieb nicht das einzige Mal, dass Rapinoe neben dem Platz ebenso viel Aufmerksamkeit erregte wie mit ihren Pässen und Toren. Sie war auch die erste weiße Sportlerin und die erste Frau, die während der Nationalhymne aus Solidarität mit dem US-Football-Profi Colin Kaepernick niederkniete. Kaepernick ging ab 2016 beim Ertönen der Nationalhymne auf die Knie, um gegen die Unterdrückung von People of Color in den USA zu protestieren. Rapinoe tat es ihm aus Solidarität gleich und sorgte damit ordentlich für Aufruhr. Ihre damalige Nationaltrainerin ließ sie monatelang nicht spielen, doch Rapinoe hielt den Gegenwind aus und kniete weiter.
Gleicher Lohn für bessere Arbeit
Ihr soziales Engagement geht sogar so weit, dass sie 2019 den eigenen Verband verklagte. Denn obwohl die US-Amerikanerinnen viermal den Weltmeistertitel holten, verdienten ihre männlichen Kollegen um einiges mehr. Dabei war deren größter Erfolg in den letzten 80 Jahren ein Viertelfinaleinzug. Die Fußballerinnen forderten von der United States Soccer Federation den gleichen Lohn wie die Männer. Zunächst scheiterten Rapinoe, Alex Morgan und Co. mit ihrem Anliegen vor Gericht. Doch das Urteil wurde revidiert und seit 2022 bekommen die Frauen vom Verband genauso viel Geld wie die Männer.
So geschätzt wie Rapinoe für ihr Engagement gegen jegliche Diskriminierung ist, so sehr brilliert sie auch auf dem Platz. Rapinoe hat zahlreiche prestigeträchtige Auszeichnungen erhalten, darunter den Ballon d’Or Féminin im Jahr 2019 und den Goldenen Schuh bei der WM 2019.
Es begann als Familienbetrieb
Angefangen hat jedoch, wie so oft, alles fernab der großen Bühne. Geboren und aufgewachsen ist die heutige 38-Jährige im kalifornischen Redding zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Rachael und ihrem älteren Bruder Brian. In dem kleinen Arbeiterstädtchen begannen die Rapinoe-Schwestern schon früh, sich in diversen Sportarten zu duellieren – bis der große Bruder sie mit zum Fußball nahm. Da war’s um die Schwestern geschehen. Brian brachte den beiden die Grundlagen des Kickens bei, bis Rachel und Megan schließlich ihre Karrieren in gemischten Mannschaften starteten. Bald schon spielten sie in der Meisterschaft von Sacramento, wo sie leichtfüßig ältere Spieler in die Tasche steckten.
Schon in jungen Jahren nahm Megan Rapinoe ihr Leben selbst in die Hand. Da kein reines Mädchenteam in der Umgebung zu finden war, gründeten die Rapinoes kurzerhand ihre eigene Mannschaft: die Mavericks United und ermöglichten sich somit selbst das Fußballspielen. Und nicht nur sich selbst, denn auch andere Mädchen in Redding und Umland profitierten davon. Die Mannschaft wurde auf familiärer Ebene geführt: Mutter Denise kümmerte sich um Organisation und Logistik, Vater Jim übernahm das Traineramt.
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